Umfrageergebnis: Die Krise eines Vereins

Kein Verein befindet sich immer nur auf der Insel der Glückseligen. Denn, wo Menschen sind, ist häufig auch eine Krise nicht weit. Welche Ursachen Vereinskrisen haben, das wollten wir in der jüngsten VereinsKULT-Umfrage wissen, an der 132 Blogleserinnen und -leser teilgenommen haben.

„Der Fisch stinkt vom Kopf her“ ist eine Redensart, die Altkanzler Gerhard Schröder erst richtig publik machte. Und er hat zumindest mit Blick auf die Vereine Recht, wenn es nach dem Ergebnis der Umfrage geht.

42,4 % unfähige Vorstandschaft

22,8 % Verteilung Finanzen

9,8 % schlechte Jugendarbeit

9,8 % Querelen mit Gesamtverein

6,1 % Ärger mit Eltern

5,3 % persönliche Streitereien

3,8 % miese Rahmenbedingungen

0 % Generationenkonflikt

Im Durchschnitt vier von zehn Teilnehmern an der Umfrage gaben an, dass die Krise in ihrem Verein an der unfähigen Vorstandschaft lag. Und ohne Zweifel ist immer wieder zu beobachten, wie selbstherrliche Vorsitzende, beratungsresistente Vereins-Diktatoren oder auch entscheidungsschwache Alibi-Vorstandschaften einen Verein in die Krise und manchmal sogar ins Verderben führen.

Dennoch möchten wir das auf den ersten Blick drastische Ergebnis etwas relativieren und für viele Vorsitzende eine Lanze brechen. Weil: Wie in Firmen gibt es auch in Vereinen nichts Leichteres an denjenigen herumzumäkeln, die Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen.

Jedermann Recht machen, kann es keiner – und mancher Vorsitzender mag sich dann mit einem Satz von Franz-Joseph Strauß trösten: „Everybody‘s Darling is Everybody‘s Depp“.

Im Ranking der Krisen-Gründe an zweiter Stelle landete die „Verteilung der Finanzen“. Bezeichnend hier: Weit über eine halbe Million Ergebnisse listet Google auf, wenn man „Streit Vereine Geld“ in die Suchmaske eingibt. Dabei geht es meist um

  • Gehälter und Aufwandsentschädigung von Spielern (über alle Sportarten hinweg von der Kreisklasse bis zur Bundesliga)
  • Bezahlung von Trainern und Jugendleitern
  • Verwendung von Spenden
  • finanzielle Unterstützung der Jugendarbeit
  • Finanzierung des Bau eines Vereinsheims oder sonstiger Vereinsanlagen
  • Verwendung von Einnahmen durch Kuchenverkauf bei Veranstaltungen
  • und tatsächlich, wenn auch selten: Veruntreuung von Vereinsvermögen

Den dritten Platz der meist genannten Gründe für Vereinskrisen teilen sich die „schlechte Jugendarbeit“ und „Querelen mit dem Gesamtverein“. Und auch hier gilt aus Erfahrung: Nicht selten ist es Ansichtssache und sind alle Seiten von Streitigkeiten der festen Überzeugung, Recht zu haben. Hier ist es von Vorteil, wenn eine unabhängige Stelle beratend und schlichtend zur Seite steht – Machtkämpfe führen jedenfalls nur selten aus der Krise.

Immerhin sechs von 100 Vereinskrisen entstehen laut Umfrage aus einem Streit mit Eltern heraus. Ein ehrgeiziger Vater, der seinen Sohn an der Nummer 1 der Mannschaft sieht, oder eine Mutter am Spielfeldrand, die so gar nicht mit den Entscheidungen des Trainers einverstanden ist – so mancher Jugendleiter kann ein Lied davon singen, dass es nicht die ihm anvertrauten Schützlinge sind, die immer wieder Probleme bereiten …

Schließlich gab kein (!!) Teilnehmer an der Umfrage an, dass ein Generationenkonflikt die Ursache für eine Vereinskrise war. Jung und Alt an einem Strang – das ist schön zu lesen und durchaus versöhnlich am Ende eines Beitrags, der sich mit Krisen beschäftigt.

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