Noch 3 Gründe, warum ich Vereine nicht mag

Von Bernhard Krebs

Ein Blogbeitrag, auf den ich besonders viele E-Mails erhalten habe und der auch in meinem Bekanntenkreis am intensivsten diskutiert worden ist, handelte von unliebsamen Vereinsjobs bzw. Vereinseigenarten, die selbst den überzeugtesten Vereinsmeiern fragen lassen: „Warum tue ich mir das eigentlich an?“

Hochzeitsspalier, Jubiläumsbroschüren, Christbaumversteigerung, Backzwang und Doppelmisere – die ersten fünf Gründe, warum ich Vereine nicht mag, teilen viele Blogleser mit mir. Und es ist zu vermuten, dass auch die nächsten drei Gründe vielen Vereinsmitgliedern nur allzu bekannt vorkommen.

Freie Platzwahl beim Fest

Egal, ob ich zu früh da bin oder verspätet erscheine: Wenn unser Verein zu einem Fest bittet, der Theaterstodl eine umjubelte Aufführung präsentiert oder bei der Weihnachtsfeier alle auf den Nikolaus warten, will es das Schicksal, dass ich IMMER neben Erika und Rudi sitze. Ohne Zweifel, die beiden sind nett … glaube ich zumindest.

Wissen tue ich es nicht, denn für ein Urteil sollte man mehr als zwei Sätze mit einem Menschen geredet haben. Das wiederum gelang mir trotz größter Mühe noch nicht, denn die in ihrer Alterslosigkeit sehr alt erscheinenden Erika und Rudi gehören zu der Sorte Mensch, die immer dabei sind – aber nie etwas sagen.

Mir wiederum ist es ausgesprochen unangenehm, an einem „schweigenden“ Tisch zu sitzen, an dem alle nur vor sich hinstarren und bestenfalls ein langgezogenes „Ja, so ist es“ die Stille zerreißt. Während ich also verzweifelt und vergeblich versuche ein Gespräch in Gang zu bringen, vergnügen sich meine Vereinskameraden lachend am Nebentisch.

Ich bin zu höflich um mit meinem Smartphone die angestrengte Langeweile zu vertreiben; derweil warte ich sehnlichst auf die Grußworte der Ehrengäste, denen ich andächtig lausche. Auch den kurzen Tanz-Auftritt unserer Bambini-Gruppe quittiere ich mit lauten Zugabe-Rufen – die humorige Einlage des Schriftführers begleite ich mit schallendem Gelächter. An einem anderen Ort zu einer anderen Zeit hätte ich ihn dafür ins „Fegefeuer der Wort-Schänder“ gejagt, dank Erika und Rudi bin ich ihm diesmal einfach nur … dankbar.

Ich kenne übrigens viele Menschen, die eine Erika und einen Rudi im Verein haben.

Grausame Delegiertenwahlen

Wer in einer politischen Partei aktiv ist, kennt das Ritual, das vor jeder Bundestags- und Landtagswahl zu vollziehen ist: Jeder Ortsverein bzw. Ortsverband muss eine genau vorgegebene Anzahl von Delegierten wählen, die wiederum im Rahmen von überregionalen Stimmkreiskonferenzen ihre Stimme für den nächsten Kandidaten abgeben.

Es ist keine Aufgabe, die sonderlich begehrt ist. Gewiss nicht. Und so ist es stets mit größter Mühe verbunden, potentielle Delegierte zu finden. Die Crux dabei: Jeder Delegierte benötigt im Falle, dass er verhindert ist, einen Stellvertreter – es müssen sich also mindestens doppelt so viele Kandidaten zur Verfügung stellen, wie schließlich gewählt werden.

Es passiert also mit steter Regelmäßigkeit, dass zum Beispiel Rudi und Erika überredet werden zu kandidieren. Und natürlich werden sie nicht gewählt, was eine himmelschreiende Ungerechtigkeit ist. Denn gewählt werden IMMER die eloquenten Vereinslieblinge, die dann am Tag der Stimmkreiskonferenz keine Zeit haben, weshalb Rudi und Erika dorthin fahren.

Meine Meinung: Delegiertenwahlen gehören abgeschafft. Und die ewigen Vertreter werden einfach bestimmt. Basta.

Schlaflos im Zeltlager

Ich gehe gerne campen, hasse aber Zeltlager. Und zwar aus tiefstem Herzen, seitdem ich sieben Jahre alt bin. Der örtliche Skiclub wollte im Frühsommer seiner Jugend etwas Besonderes bieten, ich hatte aber schon nach einer Stunde Heimweh.

Am Fluss, nur wenige Kilometer von meinem Kinderzimmer entfernt, plagten uns alle die Mücken und mich die coolen 12- bis 16jährigen, die sich beim Ballspiel so gerne über die Kleinen lustig machten. Zum Zeltlager gehört es auch, dass die Jugendleiter bei der „Trietzerei“ mitmachen, schließlich soll das Martyrium auf das Leben vorbereiten.

Wichtig: Es steht völlig und IMMER außer Frage, dass ein Zeltlager „eine Riesen Gaudi“ sein muss. Für alle. Punkt.

Zum Glück fielen meine Tränen am rauchenden Lagerfeuer, an dem die Älteren zu Wandergitarre und Schifferklavier erst das Kufstein-Lied, dann „Blowing in the wind“ und schließlich „Wir lagen vor Madagaskar“ zum Besten gaben, nicht weiter auf.

Auch 35 Jahre nach der unglückseligen Premiere hat sich an meiner Einstellung zu Zeltlagern nichts geändert. Während sich Rudi und Erika stoisch Jahr für Jahr um die Verpflegung der Zeltlagerteilnehmer kümmern (wahrlich keine einfache Aufgabe!), versuche ich mich dieser Gaudium-Verpflichtung von Skiclub, Wasserwacht und allen anderen Vereinen zu entziehen.

Nicht immer gelingt es mir – und dann schlafe ich auf unbequemen Feldbetten, ekle mich vor den Sanitäranlagen, langweile mich bei unlustigen Spielen und verdrücke am Lagerfeuer eine Träne. Schuld daran ist zwar mittlerweile nicht mehr das Heimweh, sondern der Rauch. Ehrlich ist die Träne trotzdem.

Nachträglich nochmal zur Klarstellung: Ich LIEBE Vereine. Ich habe meine Kindheit und meine Jugend in Vereinen verbracht, ich bin auch heute noch in Vereinen. Aber es gibt da ein paar Dinge ….

Was sagt Ihr zu diesen Gründen? Teilt Ihr Sie – oder auch nicht? Habt Ihr eigene Gründe, die Euch manchmal das Vereinsleben vermiesen. Dann verratet sie uns doch bitte via Kommentar-Funktion oder einfach per eMail an blog@vereinskult.de.

 

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