Ohne passive Vereinsmitglieder geht es nicht!

Natürlich gib es Vereine mit genau sieben Mitgliedern, von denen wiederum alle in der Vorstandschaft des Vereins zu finden sind. Die Regel ist dies aber nicht – und das ist gut so. Neben den Führungsmitgliedern und Aktiven eines Vereins gibt es zumeist auch eine mehr oder weniger beträchtliche Anzahl passiver Mitglieder. Und diese haben ihre eigenen, zuweilen sehr wichtigen Funktionen, wie folgende Betrachtung zeigt.

Klärung eines Begriffs

Der Duden sagt, dass das Wort „passiv“ ein Adjektiv ist und von dem lateinischen „passivus“ (=duldend, empfindsam) abstammt. Als Bedeutung mit Blick auf das Vereinsleben wird zu „passiv“ ausgeführt: „als Mitglied einer Vereinigung, einer Sportgemeinschaft nicht aktiv an dem, was diese Vereinigung gestaltet, durchführt, an Training oder Wettkämpfen o.Ä. teilnehmend“.

Abwartend, energielos, hinnehmend, inaktiv, schwunglos, träge, untätig, phlegmatisch oder lahm die Synonyme für „passiv“ mögen vielleicht auf das eine oder andere Vorstandsmitglied zutreffen, beschreiben aber nicht automatisch den Kern eines passiven Vereinsmitglieds. Diese Bezeichnung zielt vielmehr auf einen offiziellen Status ab und ist vor allem auch als Abgrenzung zu verstehen zu

  • Vorstandsmitgliedern
  • aktiv am Vereinszweck (Sport, Kultur, ehrenamtliches Engagement etc.) mitwirkenden Vereinsmitgliedern.

Die passiven Vereinsmitglieder unterteilt man in zwei Gruppen:

  • Mitglieder, die nur ihren Vereinsbeitrag bezahlen
  • Mitglieder, die als Gäste bei Vereinsveranstaltungen (Sitzungen, Spielen, Auftritten) anwesend sind. Ganz klar: Bei Neuwahlen der Vorstandschaft können angesichts konkurrierender Bewerber gerade die passiven Mitglieder über die nötige Mehrheit entscheiden.

5 Gründe für passive Mitglieder

Erstens: Vereinsfinanzen. Passive Mitglieder zahlen Beiträge. Und je mehr Beiträge ein Verein vereinnahmt, desto größer sind seine Gestaltungsspielräume. Eine lebendige Jugendarbeit lebt tatsächlich häufig von den passiven Mitgliedern, die nicht selten sogar die Eltern sind. Und überhaupt sind es häufig die „Passiven“, aus denen die nötigen Sponsoren rekrutiert werden.

Zweitens: Stärke und Größe. Wenn Vereine an Veranstaltungen anderer Vereine teilnehmen, dann zählt die Größe. Eine gerade an IVV Wandertagen beobachtete, etwas skurrile Ausformung dieses Prinzips: Ein Wanderverein hat für den Wandertag im Nachbarort 100 Teilnehmer gemeldet, wovon aber 90 passiv sind und zuhause bleiben. Allerdings erringt man den sogenannten „Meistpreis“, der nun den benachbarten Verein verpflichtet, beim nächsten Wandertag ebenfalls mindestens 100 Teilnehmer zu melden. Wanderer sind es dann … genau: zehn. Seltsam, aber es funktioniert.

Neben einer solchen Randbetrachtung versteht es sich natürlich von selbst, dass mitgliederstarke Vereine ein ganz anderes Gewicht im gesellschaftlichen Leben einer Gemeinde haben. Wenn der Vorsitzende des größten Vereins sein Wort in die Waagschale wirft, dann werden Bürgermeister und Gemeinderat genau zuhören …. müssen.

Drittens: Renommee. Der vorausschauende Verein, zumal in übersichtlichen Gemeinden, versucht natürlich, das „kommunale Dreigestirn“ für eine Mitgliedschaft zu gewinnen: Bürgermeister, Pfarrer und der größte Wirt am Ort – wer diese passiven Mitglieder in seinen Reihen weiß, ist auf der sicheren Seite des örtlichen Vereinslebens.

Überhaupt schadet einem Verein die örtliche Prominenz im Mitgliederverzeichnis nie, denn es gilt der Grundsatz: „Ja, wenn DIE und DER da Mitglied sind, dann muss der Verein schon etwas Besonderes sein.“ Der nächste Schritt zum „Ich muss da auch dabei sein“ ist dann nur kurz.

Viertens: Sonstige Unterstützung. Es empfiehlt sich außerdem, eine Reihe von Geschäftsleuten und vor allem von Einzelhändlern für eine passive Mitgliedschaft zu gewinnen – nicht zuletzt, weil sie für Veranstaltungen manchen Preis sowie vor allem auch die Fenster für die Plakatwerbung bereitstellen! Für die Öffentlichkeitsarbeit eines Vereins ist das von unschätzbarem Vorteil.

Fußballvereine wie generell die meisten Vereine freuen sich über viele, viele passive Mitglieder, die regelmäßig am (auch im übertragenen Sinne) Spielfeldrand stehen und die eigene Mannschaft anfeuern. Dass moralischer Beistand für die Hauptakteure von höchster Bedeutung ist, zeigten übrigens bereits die Urväter aller passiven Mitglieder, die vier Alten bei Asterix auf Korsika.

Fünftens: Reservoir. „Jetzt nicht. Aber später vielleicht, wenn ich mehr Zeit habe.“ Wer für seinen Verein auf Mitgliedersuche geht, kennt diesen Satz zur Genüge. Das Dumme daran ist nur, dass der Angesprochene und bislang noch Widerspenstige häufig auch von anderen Vereinen kontaktiert wird, vor allem, wenn er unübersehbare Vereinsqualitäten (Führungskompetenz, Verantwortungsbewusstsein, Bekanntheit etc.) mit sich bringt.

Jetzt gilt es, im „Kampf um künftige Vereinsfunktionäre“ als erster zuzuschlagen und den Begehrten an den Verein zu binden. Eine günstige Passivmitgliedschaft ist ein erster und sehr wichtiger Schritt.

Kennt Ihr passive Mitglieder oder seid Ihr selbst eines? Welche Vorteile, aber auch welche Probleme bringen Eurer Meinung nach passive Mitglieder? Sagt es uns bitte, wir freuen uns über einen Kommentar oder einfach eine eMail an blog@vereinskult.de.

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