Damenfußball: Ein Interview mit dem Trainer

Ich persönlich kenne keine Frauen, die Männerfußballmannschaften trainieren (was an mir liegen kann, aber auch daran, dass es generell nicht so viele davon gibt). Dafür sind Männer in meinem Bekanntenkreis, die sich als Trainer einer Damenmannschaft engagieren. Und weil ich neugierig bin, habe ich einem von ihnen ein paar Fragen gestellt: Dirk Klindtwort ist 51 Jahre und trainiert die Fußballdamen des Wedeler Turn- und Sportvereins e.V.*

Ich wollte wissen, wie man zu diesem Ehrenamt kommt, wie der Trainings- und Spielalltag aussieht und was anders ist als beim Herrenfußball. Die Antworten waren spannend, aufschlussreich – und ich sage schon mal: Danke, Dirk, für das Interview.

Eine eingeschworene Gemeinschaft.
Eine eingeschworene Gemeinschaft.

Moin Dirk, wie wird man eigentlich Trainer einer Damenfußballmannschaft?

Mein Bezug zum Mädchen- und Damenfußball kam, wie sollte es auch anders sein durch meine mittlerweile 17jährige Tochter Katharina. Nach Rollkunstlauf, Tennis und Turnen fand sie ihren Weg zum Fußball. Da es am Anfang ein paar Probleme gab, bin ich dann mal mit zum Training und nach einem längeren Gespräch mit dem Trainer, war ich ganz schnell Co-Trainer und irgendwann Trainer der C-Mädchen-Mannschaft.

Dirk Klindtwort.
Dirk Klindtwort.

Das war 2010. Mittlerweile bin ich Trainer der Damenmannschaft, und meine Tochter spielt immer noch bei mir. Da ich aus zeitlichen Gründen immer noch nicht dazu gekommen bin einen Trainerschein zumachen, versuche ich den Mädels das zu vermitteln, was ich in meiner bescheidenen Spielerlaufbahn gelernt habe.

Und wie ist die aktuelle Lage deiner Mannschaft?

Sie befindet sich gerade in einem Wandel. Letztes Jahr noch auf 11er Feld in der ersten Saison hervorragender Dritter geworden, mussten wir auf Grund diverser Abgänge die neue Saison auf 7er Feld starten. Dort sind wir nach dem 4. Spieltag Tabellenführer und haben berechtigte Ambitionen die Meisterschaft zu gewinnen.

Was ist anders mit sieben statt mit elf Spielerinnen?

Auf dem 7er Feld spielen wir ein sehr offensives 2-3-1. ABER: Trotz 19 Toren in vier Spielen lassen wir einfach zu viele Chancen ungenutzt. Daran arbeiten wir natürlich im Training, indem wir uns vor allem um die Nervenstärke vor dem gegnerischen Tor kümmern.

Und in der Abwehr? Zufrieden?

Die Abwehr steht meistens sehr sicher, ist aber leider bei extrem schnellen Stürmerinnen anfällig. Ein ganz starker Rückhalt ist unsere Torhüterin, die in dieser Spielzeit, nach jahrlanger Pause, die erste Saison wieder im Tor steht. So sind wir nach drei Siegen aus vier Spielen aktuell Tabellenführer auf Grund des besseren Torverhältnisses.

Wie muss man sich das Training einer Damenfußballmannschaft vorstellen?

Der Aufbau des Training ist wie bei den meisten Mannschaften: Aufwärmen/Dehnen, Pass-, Schuss- und Taktikübungen und zum Schluss ein Abschlussspiel. Im Gegensatz zu den Herren wird am Ende nicht in der Kabine gesessen und noch ein Bier getrunken. Auch kein Prosecco oder Hugo!

Durch den kleinen Kader von 16 Spielerinnen, kann es schon mal sein, dass wir beim Training nur zu sechst auf dem Platz stehen. Aber trotzdem haben wir immer beim Training Spaß – und das auch bei Wetterlagen, wo so manche Herrenmannschaft nicht da ist.

Regen kann den Spaß am Fußball nicht verderben. (Foto: privat)
Regen kann den Spaß am Fußball nicht verderben. (Foto: privat)

Wie sieht es eigentlich mit dem Fairplay beim Damenfußball aus?

Mal abgesehen davon, dass auch Frauen pöbeln können, spielen die Damen wesentlich fairer als ihre männlichen Kollegen. Ich habe in meiner gesamten Zeit erst eine rote Karte im Frauenfußball gesehen. Und das war wegen einem Handspiel im Strafraum.

Frag´ mal die Schiris im Hamburger Amateurfußball. Die meisten würden, glaube ich, lieber die Frauen pfeifen als ständig die „Prügelknaben der Nation“ zu sein.

 Was ist deiner Meinung nach der größte Unterschied vom Frauen- zum Männerfußball?

Die Damen akzeptieren den Herrenfußball, andersherum gilt dies noch eher selten. Ansonsten geht es bei den Mädels auf und neben dem Platz immer wesentlich friedlicher zu. Sie lassen sich aber in der Kabine schwerer motivieren bzw. man könnte wohlmeinend auch sagen, sie sind nicht so leicht zu beeinflussen.

Aber wehe, man findet die richtigen Worte, dann kämpfen sie wie die Amazonen. Einmal musste ich als St. Pauli Fan im HSV-Trikot das Training abhalten, weil ich es im Falle eines Siegs versprochen hatte. Und dann hatten sie nur ein HSV-Trikot in Größe 164 – mein Gott, sah ich albern aus.

Was sind deine bzw. eure nächsten Ziele?

Auf alle Fälle wollen wir diese Saison Meister werden. Und dann mit einem größeren Kader nächste Saison wieder auf einem 11er Feld spielen.

Du darfst hier auch etwas Werbung für den Wedeler TSV und die Fußballabteilung. Warum sollte man unbedingt bei euch im Verein spielen?

Die Fußballabteilung macht eine hervorragende Jugendarbeit, hat topmotivierte Trainer und einen sehr engagierten Vorstand. Und bei der Damenmannschaft mitmachen lohnt sich deshalb, weil wir eine tolle Truppe sind und der Spaß-Faktor im Vordergrund steht. Und über den Spaß kommt dann auch der Erfolg. Und nicht andersherum.

Nicht umsonst sind wir 2012 von der Egidius-Braun-Stiftung für 10 Tage nach Parchim in ein Fußball-Ferien-Camp eingeladen worden. Ausschlaggebend für diese tolle Auszeichnung war und ist die Würdigung der Jugendarbeit der Damen- und Mädchenabteilung des Wedeler TSV.

Aber auch sozial engagiert sich die Mannschaft. So haben wir Anfang des Jahres drei Sporttaschen voll mit Fußball Artikel (Trikots, Schuhe, Stutzen, Schienbeinschoner, etc.) gesammelt und in ein Fußball-Camp nach Südafrika geschickt, wo eine ehemalige Spielerin von uns ihr FSJ verbracht hat.

Lieber Dirk, ich danke dir sehr herzlich für dieses Interview.

*Vor den Toren Hamburgs: Mit rund 2.600 Aktiven in 20 Abteilungen ist der Wedeler TSV der größte eingetragene Verein der 32.000 Einwohner-Stadt Wedel.

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