5 Gründe, warum ich Vereine nicht mag

Von Bernhard Krebs

Vorneweg nochmal zur Klarstellung: Ich LIEBE Vereine. Ich habe meine Kindheit und meine Jugend in Vereinen verbracht, ich bin auch heute noch in Vereinen. Aber es gibt da ein paar Dinge im aktiven Vereinsleben, die ich noch nie mochte. Zum Beispiel…

… erstens: bei Hochzeiten Spalier stehen

Reis werfen – das einzige, was wirklich Spaß machte, ist nirgendwo mehr erlaubt. Alles andere schon, was die Freude an der Verehelichung einer Vereinskameradin oder eines Vereinskameraden doch beträchtlich trübt. Denn zum wichtigsten Tag des jungen Glücks entsendet ein Verein gerne etliche Mitglieder, die vor dem Standesamt oder vor der Kirche Spalier stehen müssen. Ob mit Rosen, Skiern oder Tennisschlägern, die Frischvermählten sollen gut behütet sein. Zumindest auf den ersten Metern nach der Eheschließung.

Ich persönlich habe es immer gehasst, in knappem Trikot und kurzer Turnhose, den Tischtennisschläger schräg in die Höhe richtend, dumm herumzustehen. Zumal es dauern kann, wenn am Ende des Spaliers ein weiterer Brauch wartet: Der stattliche Baumstamm, der vom Bräutigam zersägt werden muss.

Es ist eine dieser seltsamen Situationen im Leben, die unvermeidbar scheinen, keiner aber so richtig glücklich damit ist. Das allgemeine Lachen ist meist etwas künstlich-geschmerzt, so wie die Einladung an das vielbeinige Vereinsspalier zum anschließenden Hochzeitsessen.

Ach ja, das Essen entpuppt sich dann meist als ein paar Würste, eingenommen im kargen Nebenzimmer der Gaststätte. In den Saal, wo die Hochzeitsgesellschaft fürstlich tafelt, kommt man in knappen Trikots und kurzen Hosen nicht. Auch wieder verständlich…

Zweitens: Jubiläumsbroschüren verkaufen

Ich bin/war Mitglied in einem Verein, der 50 Jahre alt wurde. In einem, der sein 75jähriges Jubiläum feierte. Und in einem, der die 30. Wiederkehr seiner Wiedergründung feierlich beging. Und immer wurde dazu eine Festschrift mit allerlei Historischem, vielen unterbelichteten Fotos und unvermeidbaren Grußworten erstellt.

Dagegen wäre eigentlich auch nichts einzuwenden, wenn man diese Festschriften nicht gegen eine „kleine Schutzgebühr“ (zur Füllung der Vereinskasse, siehe auch „Kuchen backen“) an den Mann, sprich die Frau bringen müsste. Wer also nicht schnell genug weg war/ist, der hat unvermittelt 50 Exemplare und den Auftrag, sie zu verkaufen.

Es gehört zu den unliebsamen Erinnerungen an meine Jugend: Von Tür zu Tür ziehend und für 1 Mark und 50 Pfennige die Jubiläumsbroschüre des Wandervereins feilbietend. Nicht jeder an der Tür ist nett…

Drittens: Im Doppel spielen

In einer Fußballmannschaft kann man sich gegebenenfalls verstecken. In einem Chor mitunter auch. Jedenfalls birgt die Größe einer Gruppe immer auch die Möglichkeit, einen „schlechten Tag“ (oder auch fehlendes Können) zu vertuschen.

Wer allerdings Doppel (Tennis, Badminton etc.) spielt oder im Duett singt, steht unweigerlich im Fokus des Zuschauers, Gegners – und vor allem Mitspielers. Und wehe, wenn dieser besser ist. Dann ist es mit dem viel besungenen Teamplay meist schnell vorbei – und machen enttäuschte Blicke, leise oder laute Vorwürfe und die grausame Zurschaustellung deiner Unfähigkeit den eigentlichen Spaß zur Hölle.

Der Bessere übrigens leidet auch, nur eben andersherum.

Viertens: Christbaumversteigerungen

Ein Brauch, der nichts anderes ist als die moderne Wegelagerei traditionsbewusster Vereine. Anstatt den Feuerwehren, Musikkapellen, Gartenbauvereinen oder Stammtischen einfach das Geld als Spende in die Hand zu drücken, muss man Äste mit Würsten und allerlei Flohmarktware teuer erstehen … und dann wieder zurück geben. Damit sie der nächste ersteigern kann.

Jedenfalls sind es Jahr für Jahr die teuersten Würste, die ich esse (beim 5. Versteigerungs-Durchlauf nehme ich sie dann auch), und bin ich jedes Mal froh, wenn ich ansonsten nichts mit nach Hause bringe.

Fünftens: Kuchen backen.

Als Jüngling habe ich einmal gesagt, als Enkel eines Konditormeisters könne ich leidlich backen. Das war ein Fehler, weil ich seither bei jeder Vereinsveranstaltung dazu verdonnert werde, einen selbst gebackenen Kuchen abzuliefern.

Alle Vereine, die ich kenne, nutzen jedwede Gelegenheit, Kuchen zu verkaufen und mit dem Erlös die Vereinskasse (siehe Jubiläumsbroschüre) zu füllen. Das soll mir auch Recht sein, nur der perfide Konkurrenzkampf hinter jeder Kuchenbäckerei strengt an. Und er demütigt.

Denn noch mit keinem von gefühlten hundert, für Vereinsfeste gebackenen Kuchen hatte ich eine Chance gegen die kunstvolle Sahnetorte von Marie-Luise, den legendären Baumkuchen von Renate oder die virtuosen Obstschnitten von Erna.

Das immer wieder das gleiche Ritual: Während bereits zur Mitte der Veranstaltung die meisten Kuchen und Torten verputzt worden sind, fehlen bei meinem Konditorerzeugnis gerade einmal drei Stück. Und die hatte ich selbst gekauft.

Was sagt Ihr zu diesen Gründen? Teilt Ihr Sie – oder auch nicht? Habt Ihr eigene Gründe, die Euch manchmal das Vereinsleben vermiesen. Dann verratet sie uns doch bitte via Kommentar-Funktion oder einfach per eMail an blog@vereinskult.de.

 

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